Vereinschronik
100 Jahre Ski-Klub Berchtesgaden (2006)
Wo ist überhaupt der Anfang des Skisports zu suchen und wie kam es zur Gründung des Ski-Klubs Berchtesgaden?
Die Wiege des deutschen Skilaufs stand Ende des 19. Jahrhunderts im deutschen Mittelgebirge. 1881 kam es zur Gründung der ersten Skivereine München, Braunlage und Todtnau. Von dieser Zeit an kann man von einer Entwicklung des deutschen Skilaufs sprechen.
Im Alpengebiet konnte sich der Ski erst um die Jahrhundertwende durchsetzen. Zur Gründung des Ski-Klub Berchtesgaden kam es am 26.12.1906 im Hotel Krone.
Gründungsmitglieder waren: Georg Weiß, Otto Schultheiss, Andreas Amort, Karl Dauscher, Franz Ertl, Josef Niederfellner, Eberhard Schramm, Otto Schultheiß, Karl Schuster, Michael Stangassinger, Josef Weiß, A. Wieninger und Ludwig Zelle.
Die Geschichte des SKB, unterbrochen von 2 Weltkriegen, gliedert sich in 3 Abschnitte.
1. Abschnitt: 1906 - 1914
1906 / 1907
Hauptaufgaben des Vereins lagen in der Ertüchtigung der jungen Skizunft und in der Durchführung von sportlichen Veranstaltungen. Zur Verbesserung der Fahrweise wurden Skikurse vom Norweger Myklegaard an Weihnachten 1907/1908 durchgeführt.
1908 - 1914
Der Ski-Klub Berchtesgaden trat im Jahre 1908 dem DSV bei. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte 1911. Vier Jahre nach der Gründung zählte der SKB bereits 71 aktive und 24 passive Mitglieder. 1913 konnte der damals skitechnisch maßgebende österreichische Hauptmann Bilgerie für Skikurse verpflichtet werden.
Sieger der ersten Klubmeisterschaft 1914 war Dr. Hugo Beck der alle drei Konkurrenzen (Langlauf, Abfahrtslauf und Sprunglauf) für sich entscheiden konnte.
2. Abschnitt: 1919 - 1939
Trotz der schwierigen Situation in den ersten Jahren nach dem ersten Weltkrieg belebten die Skibegeisterten des SKB den Skisport aufs Neue. Der SKB erlebte von 1919 bis 1939 im sportlichen Skilauf seinen größten Aufstiege.
1919 - 1931
Dem Sportwart Dr. Hugo Beck gelang es in den Nachkriegsjahren durch Skikurse und Trainingswettkämpfe eine wettkampftaugliche "Kampfschar" heranzubilden die bei den zahlreichen Wettkämpfen im Chiemgau, BSV und DSV hervorragende Platzierungen erreichten.
Am 30.12.1923 wurde die Skihütte am Herrenrointh nach 7 monatiger Bauzeit eingeweiht.
Mit dem Bau der Kälbersteinschanze im Jahre 1924 hatte der SKB eine wettkampftaugliche Sprungschanze mit einem kritischen Punkt von 60m. Der Bau erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsverein und der Marktgemeinde Berchtesgaden.
Helmut Schuster war das erste Mitglied des SKB, das bei einer Olympiade ( 1928 St. Moritz ) teilnahm.
1929 gründete der SKB die "Jugendskischule" mit dem Ziel der Berchtesgadener Jugend vom 5. Lebensjahr an den Skisport nahe zu bringen.
1932 - 1939
In sportlicher Hinsicht stieß der SKB mit seinen Spitzenläufern Däuber, Ponn und Stoll in allen Disziplinen zu kontinentalen Spitze vor. Die Spitzenplatzierung erreichte Friedl Däuber der 1932 in Cortina d' Ampezzo Slalomweltmeister wurde.
Der SKB und die Nachbarvereine veranstalteten 1934 zum ersten mal Deutsche Meisterschaften. Sie umfasste die gesamten alpinen Disziplinen für Damen und Herren, sämtliche nordischen Disziplinen, die deutschen Heeresmeisterschaften und die Meisterschaften der NS Formationen. Fredy Stoll vom SKB wurde deutscher Meister in der Nordischen Kombination.
Auf der Karl Kreuzederhütte wurde 1935 ein Olympiatrainingslager mit Teilnehmern aus 13 Ländern unter der Leitung von Eistein Raabe aus Norwegen abgehalten.
Der SKB entsandte 5 Aktive zur Olympiade 1936 nach Garmisch - Partenkirchen. Friedl Däuber, seine spätere Frau Lisl Schwarz, Fredy Stoll und seine Frau Ruth sowie Josef Ponn gehörten der Olympiamannschaft an. Auch im organisatorischen Bereich war der SKB mit Georg Dollinger und Rudolf Geiger bei der Olympiade vertreten.
Mit dem Jahr 1939 neigt sich die 2. Epoche des SKB dem Ende zu. Es kommt zum zweiten Weltkrieg und damit zu einer großen Lücke im sportlichen Leben des Vereins. Das einzige Ereignis war noch die Zusammenkunft von einigen Skiklublern, Dollinger als Vorstand, Geiger als Sportwart und Karl Enke - in Arras / Frankreich da sie zusammen in einer Kompanie waren. Sie organisierten eine regelrechte Skiklubversammlung mit nahezu 80 Mitgliedern und hielten die Vereinstätigkeit zu zunehmender Schwierigkeiten der Kriegszeiten aufrecht.
3. Abschnitt: ab 1945
1945 - 1954
Der SKB, der wie alle anderen Vereine nach dem Ende des zweiten Weltkrieges verboten worden war, beantragte schon im Oktober 1945 die Neulizensierung bei der amerikanischen Besatzungsmacht. Am 21.11.1945 wurde der SKB mit Vorstand Josef Bieler, Schriftführer Karl Enke, Kassier Georg Renoth, Sportwart Friedl Däuber, Jugendleiter Willi Däuber und Zeugwart Ludwig Klaus neu genehmigt. Somit stand der Entwicklung des SKB nichts mehr Wege. Besonders zeichneten sich während des Krieges die Damen des SKB aus, die sich mit großem Eifer der Jugenskischule widmeten.
In den Jahren 1946 und später erfolgte der Aufbau der zerstörten Sportstätten und sportliche Veranstaltungen wurden bereits 1946 durchgeführt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich auch in Berchtesgaden der Versehrtenskilauf durch. 1951 fand die deutsche Meisterschaft der Versehrtensportler in Berchtesgaden statt.
1955 - 1965
Berchtesgaden konnte sich der Modernisierung nicht verschliessen.Nach der Obersalzbergbahn wurden die Jennerbahn sowie mehrere Skilifte gebaut.
Die neu errichtete Skiabfahrt vom Jenner war Mittelpunkt der alpinen Deutschen Meisterschaft 1955.
Das 50-jährige Ski-Klubjubiläum wurde mit vielen Ehrengästen und Klubmitgliedern im Hotel Vierjahreszeiten gefeiert.
Wegen schneearmer Winter in den Jahren 1958 / 1959 hatte man große Probleme mit der Durchführung von sportliche Veranstaltungen.
In den Nachkriegsjahren und zu beginn der 70iger Jahre der SKB nicht mehr die dominierende Rolle, wie in den Vorkriegsjahren, im sportliche Bereich spielen. Der generelle Strukturwandel im Sport vom Idealismus zum Materialismus ging auch am SKB nicht spurlos vorüber. Die Zeiten der sog. Gelegenheitssportler, die neben ihrem Beruf sich in ihrer Freizeit dem Sport, ihrem Hobby, widmeten war ebenfalls vorbei. Internationele Spitzenleistungen und Siege, alles andere zählte nicht mehr, konnten nur mehr von Profis erreicht werden.
Gute internationale Leistungen erzielten in diesen Jahren die "nordischen" speziell die Skispringer angeführt von Helmuth Kurz ( Teilnehmer Olympiade 1960 Squaw Valley ).
1963 kamen am Jenner die internationelen Deutschen Skibobmeisterschaften zur Austragung.
Nach großzügigen und internationalen Anforderungen enstprechendem Ausbau der unteren Jennerabfahrt wurden im Februar 1965, nach 10 jähriger Pause, erneut die alpinen Deutschen Meisterschaften durchgeführt.
Nach langjährigen Bemühungen konnte der SKB am 2.4.1965 das Untere Jennerhaus ( Dr. Hugo Beck Haus ) vom Bergsportverein Karlstein käuflich erwerben.
1966 - 1980
Nach 60 Jahren SKB konnte man feststellen, dass sich der Skisport zum Volkssport entwickelt hat. Der SKB sah es als seine Aufgabe möglichst viele zum Skisport hinzuführen, herausragende Talente zu fördern und zum Spitzensport hinzuführen.
1967 wurde am Jenner das erste FIS - A- Rennen ( heute Weltcup ) durchgeführt.
Weltcuprennen für Damen und Herren wurden in den Jahren 1969 / 1971 / 1972 / 1973 / 1974 / 1976 / 1978 / 1979 / 1980 am Jenner ausgetragen. Alle Skigrössen bei Damen und Herren trugen sich in die Siegerlisten ein.
Die Durchführung der Jugendskischule war wie in all den Jahren ein großer Erfolg. Herausragend war das Jahr 1971 den man verzeichnete mit 238 Buben und Mädchen die grösste Teilnehmerzahl.
Der Anfang der 70er Jahre eingeleitete Strukturwandel trug ca. ab 1973 Früchte. Der SKB verfügte über zahlreiche alpine und nordische Sportler die große internationale Erfolge feiern konnten. Stellvertretend für alle sind Christa Zechmeister ( Weltcupsiegerin Slalom 1974 ) und Hermann Weinbuch ( Juniorenweltmeister Nordische Kombination 1979 ) zu nennen.
ab 1981
1981 stand ganz im Jahr des nordischen Skisports. Drei Sommerskispringen wurden auf der großen Kälbersteinschanze ( K 90 ) durchgeführt. Ein Novum war die erstmals eingesetzte elektronische Weitenmessung.
Der Skiklub Berchtesgaden ist mit rund 900 Mitgliedern einer der grössten Vereine seiner Art im Berchtesgadener Land, der mit Stolz auf seine Vergangenheit zurückblicken kann. Erfolge und Leistungen basieren auf der Begeisterung und dem Idealismus der verantwortlichen Funktionäre.
Mit dieser Begeisterung und dem Idealismus, trotz Materailismus und Profitum, wird der SKB auch in Zukunft den nordischen und alpinen Skilauf im Breiten- und Spitzensport fördern.
Auszug aus der Festschrift "75 Jahre Ski - Klub Berchtesgaden